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Wer hat dich im Designumfeld besonders beeindruckt – und warum?
MYO: Ich verehre Mike Meiré sehr. Eigentlich macht er genau das, was ich mir auch wünsche. Meine Arbeit setzt sich sehr medienübergreifend zusammen, so wie das bei mir auch der Fall ist. Meiré kann über den Tellerrand blicken, er schiebt nicht nur Pixel von links nach rechts und macht etwas hübsch, sondern lässt sämtliche kulturellen und technischen Bereiche in seine Arbeit hineinfließen und hat stets eine feine politische Intention dabei. Die Architektin Zaha Hadid bewundere ich für ihren Mut. Sie hat es mit ausgeprägter Kreativität, absoluter Präzision und unbrechbarem Willen geschafft, sich zu behaupten und neue Welten zu erschaffen. Das ist für mich eine beeindruckende Lebensgeschichte.
Beeinflussen dich auch Menschen aus anderen kreativen Bereichen – etwa Künstler?
MYO: Immer schon beeinflusst hat mich Andy Warhol. Er ist so herrlich neugierig, eigenwillig, roh, ehrlich, sensibel und scheu. Besonders beeindruckt hat mich 2004 eine Ausstellung in Frankfurt am Main. Dort ging es vorwiegend um seine „Time Capsules“ – Kisten mit Erinnerungen wie Postkarten, Briefe, Schuhe, Quittungen, Zeitungsschnipsel, Bücher, Eintrittskarten und Fotos – wie Beweise seines Daseins. 611 Stück hat er von den frühen 70er Jahren bis zu seinem Tod 1987 gesammelt. Allein der Anblick hat den Betrachter total überfordert. Warhol sagte dazu folgendes: „Bewahren, aber verbergen, vergessen, aber erhalten.“ Er schob alles emotional Besetzte in eine Schachtel, die weggestellt werden konnte, sogar musste. Denn ohne Vergessen kein Erinnern. In jeder Kiste hat dauerhaft eine Welt Platz. Ich gestehe: Ich besitze ebenfalls solche Kisten. (lacht)
Was hat dich veranlasst, ein eigenes Magazin herauszugeben?
MYO: Ich habe gestaltet, gebastelt, gemalt und gezeichnet, seit ich denken kann. Mit 10 Jahren hatte ich bereits mein erstes Magazin. Gemeinsam mit zwei Freundinnen hatte ich eine Redaktion im Partykeller meiner Eltern. Es war die Vereinszeitung des „Clubs der Schlauen Füchse“. Da gab es Geschichten aus der Nachbarschaft und Märchen zu lesen oder auch Rätsel zu lösen. Als Abschlussarbeit für das Fachabi Gestaltung habe ich einen Gedichtband gestaltet und gebunden, und jetzt gerade habe ich den Bildband zum Kunstprojekt „HEIMAT. Deutschland – Deine Gesichter“ des Fotokünstlers Carsten Sander fertig gestellt. Der Drang, mich gestalterisch auszudrücken, steckt offenbar in mir. Die Idee für das MYOZINE entstand, als ich an einem neuen Portfolio gearbeitet habe. Ich war unzufrieden, denn es war uninspiriert, irgendwie langweilig. Also habe ich versucht, dem Ganzen einen besonderen Rahmen zu geben und meine Arbeit im Kontext eines Magazins vorzustellen. Aus meinen Arbeitsproben machte ich Fachartikel über Design und ergänzte sie mit Stories über Kunst. Mit den Skulpturprojekten 2017 hatte ich ein internationales Kunstthema direkt vor der Haustür. Ich liebe Literatur und Kunst. Was liegt da näher, als Sprache mit Bildern zu verbinden? Im MYOZINE konnte ich alles sinnvoll kombinieren und mich in den verschiedenen Bereichen kreativ ausleben, ohne dabei eine Zielgruppe – den potenziellen Leser – aus den Augen zu verlieren.
Wie soll es mit dem Magazin weiter gehen?
MYO: Da bin ich mir noch gar nicht so sicher. Aktuell mache ich das ja quasi als freies Projekt, zusätzlich zu meinen Design-Jobs. Ich lasse das Ganze erst einmal einen Moment gesund wachsen. Allerdings habe ich auch schon einige tolle Gespräche über interessante Zukunftsoptionen führen können.
Wie definierst du Kreativität für dich?
MYO: Es ist die Fähigkeit, etwas aus dem Nichts zu erschaffen. Es ist schön und anstrengend. Ich kann mir aber nichts anderes vorstellen, das ist mein Motor.
Wenn du nicht Designerin wärst, in welchem Bereich würdest du gerne arbeiten?
MYO: Das kann ich ganz klar beantworten: In der Raumfahrt. In Osnabrück gibt es einen Studiengang der Luft- und Raumfahrttechnik. Mit den Optionen, die man hinterher als mögliche Arbeitsinhalte hat, war mir dieses Studium aber zu langwierig. Wenn man in diesem Bereich nicht der totale Überflieger ist, hat man ganz vielleicht die ganz vage Option, irgendwann eine Schraube mitzuentwickeln, die dann mit etwas Glück mal in den Weltraum fliegt. Das war mir irgendwie zu wenig. Dazu bin ich zu umtriebig und ergebnisorientiert. Bei mir müssen Dinge schneller passieren. Aber ich bin schon riesiger Fan von Weltraumthemen, Forschung und Technik. Und Trekki! (lacht)
Was ist dir neben Muße und Konzentration besonders wichtig in deinem Arbeitsumfeld?
MYO: Leidenschaft, Loyalität, Teamgeist, Höflichkeit und Respekt. So funktioniere ich am besten.
Was brauchst du sonst noch für einen perfekten Arbeitstag?
MYO: Musik, denn sie kann Stimmungen auslösen, verändern oder verstärken. Und sie ist eine weitere Kunstform, die mich seit vielen Jahren privat und beruflich begleitet. Ich habe erst als Gestalterin für den Elevator-DJ-Mailorder in Münster gearbeitet und dann für VISIONS, eines der größten Magazine für alternative Musik in Deutschland. Dort habe ich gelernt, wie man zu verschiedenen Genres gestalterisch die passenden Stimmungen kreiert und weitervermittelt. Außerdem ist die Arbeit in einem Verlag sehr vielseitig. Man hat Kontakt zu den Endverbrauchern, sprich Lesern, ebenso wie B2B-Geschäfte, man beschäftigt sich mit Heft- und Anzeigengestaltung sowie der Webseite und begleitet Veranstaltungen wie Partys, Konzerte oder Festivals. Das ist eine ganz schöne Herausforderung, aber auch wahnsinnig spannend.
Was bedeutet Design für dich?
MYO: Design ist gute Kommunikation. Es sortiert unsere Welt. Designer erschaffen Identitätssysteme, sind präzise Problemlöser. Alles was ich nach außen gebe, ist eine Form von Kommunikation. Ob es ein Logo auf einem Aufkleber ist, eine Website oder eine ganze Corporate Identity. Da geht es nur nicht einfach darum, irgendetwas zu sagen. Es geht um strategische Markenbildung, darum, den Wiedererkennungswert zu steigern und um Storytelling, das Sichtbarmachen einer Geschichte, um damit etwas zu bewirken. Dass diese Geschichte von anderen nicht nur gesehen, sondern auch richtig verstanden wird, ist dann der umfassende strategische und kreative Prozess. Imagebildung und Werbung leben davon, Menschen für sich zu gewinnen. Dafür ist es notwendig, die spezifischen Marktanforderungen zu kennen, ideenreich Wort und Bild zu erfinden und Botschaften klar verständlich zu machen. Diese Aufgaben stehen hier im Fokus. Zu Beginn regt mich ein Projekt im positiven Sinne auf und am Ende beruhigt es mich. Etwas zu erschaffen und später die Ergebnisse zu sehen, das macht mir riesige Freude.
Ist Design Kunst?
MYO: Es ist eine künstlerische Tätigkeit. Das Design hat sicher auch Kunstwerke hervorgebracht, verfolgt und beinhaltet aber eigentlich immer einen praktischen Zweck. Die Kunst ist losgelöst davon. Viele Menschen assoziieren mit dem Begriff Design in erster Linie, dass das entsprechende Produkt teuer ist. Aber eigentlich bedeutet Design, dass etwas durchdacht ist und funktioniert. Allerdings kostet gutes Design durchaus Geld, das ist nicht zu leugnen. (lacht)
Gibt es in der Welt des Designs undankbare Themen – oder nur uninspirierte Gestalter?
MYO: Entscheidend ist, wie man sich einem Thema nähert. Ich bin überzeugt davon, dass eine Webseite oder ein Kundenmagazin für einen Bäcker genauso viel Freude machen können wie eine Imagebroschüre oder ein Geschäftsbericht für ein Unternehmen oder die Entwicklung eines Corporate Designs für ein Start-up. Grundsätzlich bin ich eine sehr neugierige Person und vielseitig interessiert. Ich mag es, mich in neue Themen einzuarbeiten, neue Wege zu suchen, sie begehbar zu machen und auszubauen.
Für welches Unternehmen würdest du gerne einmal arbeiten?
MYO: Natürlich für die ESA! Mich interessieren aber auch andere zukunfts-
orientierte Technologien. In den letzten Jahren habe ich mich außerdem viel mit einer ethischen Lebensweise, veganen oder fair hergestellten Produkten beschäftigt. Weil ich bemerkt habe, dass mich diese Themen nicht loslassen, habe ich die Marke Planetenliebe entwickelt. Zurzeit ist das ein rein persönliches Projekt – aber wer weiß, ob nicht vielleicht doch einmal mehr daraus wird.
+++ Interview: Peter Hesse
+++ Fotos: Katrin Neumann
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